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Wie glückliche Menschen leben

Die Quintessenz der internationalen Glücksforschung aus mehr als zehn Jahren lautet: Menschen, die auffallend glücklich sind, bestätigen übereinstimmend, dass das Glück aus ihnen selbst kommt und völlig unabhängig ist von äußeren Bedingungen wie Alter, Geschlecht, Herkunft, Wohnort, Reichtum, Bildung oder einem besonderen Glücksereignis. Zu diesem Ergebnis kommen sowohl die Studien der international bekanntesten Glücksforscher - Mihaly Csikszentmihalyi (University of Chicago), Ed Diener (University of Illinois), David Myers (Hope College, Michigan) und Martin Seligman (University of Pennsylvania) - als auch zahlreiche andere Untersuchungen. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse:


Auffallend glückliche Menschen...

...hadern nicht mit ihrem Schicksal
und machen ihr Glück auch nicht davon abhängig, ob sie ein bestimmtes Ziel erreichen oder nicht. Sie sind in der Lage, die Überraschungen des Lebens anzunehmen und wissen, dass sich das Leben ohnehin nicht exakt kalkulieren lässt. Dazu Prof. Martin Seligman von der University of Pennsylvania: »Glückliche Menschen haben genauso viel Pech wie andere, sie gehen nur anders damit um. Sie fragen zum Beispiel nicht »Warum passiert mir das?« sondern »Wozu ist das gut?«
Das gilt selbst bei tragischen Ereignissen. Kevin Smith, Professor am New England Research Institut, befragte Menschen, deren Leben sich durch einen schweren Unfall oder eine Krankheit komplett verändert hatte. Das Ergebnis war verblüffend: Alle Befragten erklärte, dass sie durch diese Erfahrung sogar an Glück, Liebesfähigkeit und innerem Frieden dazugewonnen hatten. Die Erklärung der Forscher: »Wer aus seinem gewohnten Leben herausgerissen wird, kann seine bisherigen Gewohnheiten nicht mehr aufrechterhalten und muss umdenken. Dazu gehört auch, das Glück nicht mehr im Außen zu suchen, sondern in sich selbst zu finden.«

...leben in der Gegenwart
und sind in der Lage, ihre Aufmerksamkeit weitgehend von Vergangenheit und Zukunft zu lösen und sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Sie sind präsent im Hier und Jetzt, grübeln weniger über Vergangenes nach und machen sich weniger Sorgen über das, was kommen mag. Das Eintauchen in die Gegenwart gelingt laut Prof. Mihaly Csikszentmihalyi vor allem durch Konzentration: »Wer in dem aufgeht, was er gerade tut, bewegt sich in einer Sphäre der Zeitlosigkeit.« Glückliche Menschen erleben solche zeitlosen Momente häufiger und können sie auch bewusst herbeiführen. »Diese Fähigkeit lässt sich trainieren«, so Jean Claude Kaufmann, Soziologie-Professor an der Pariser Sorbonne: »Indem wir bewusst versuchen, das zu lieben, was gerade ist, wo wir gerade sind und was wir gerade tun.«

...führen ein einfaches Leben
und umgekehrt: Menschen, die ihr Leben vereinfachen, werden glücklicher. Damit ist nicht gemeint, ein Leben in Askese führen zu müssen. Entscheidend ist, sich immer mehr von überflüssigem Ballast zu befreien. Professor Robert Frank von der Cornell University in New York führte dazu ein Experiment mit mehreren tausend Menschen durch. Schritt für Schritt vereinfachten diese ihr Leben, indem sie Wohnung, Keller oder Dachboden entrümpelten, ihr Papierchaos ordneten, finanziellen Probleme regelten, aufgeschobene Projekte beendeten und sich auch von unglücklichen Beziehungen trennten. Bereits nach wenigen Wochen verspürten die Studienteilnehmer mehr Leichtigkeit, und nach einem Jahr bestätigten fast alle, dass sie kein Verlangen mehr haben, immer mehr Besitz anzuhäufen und sich dadurch wesentlich freier fühlen.

...reduzieren ihren Medienkonsum
Jeff Davidson, Psychologie-Professor an der Cornell University New York, der die Vereinfachungs-Studie von Professor Frank begleitete, fand heraus: Menschen, die nur noch selten oder gar keine Fernsehnachrichten mehr sehen, spürten schon nach kurzer Zeit deutlich mehr Lebensfreude. Dazu der Forscher: »Das gebündelte Unglück, das dem Zuschauer in den Nachrichten präsentiert wird und an dem er selbst nichts ändern kann, verstärkt zunehmend das Gefühl, in einer feindlichen Welt zu leben, der er hilflos ausgeliefert ist.« Dass zu viel TV-Konsum generell das Wohlbefinden negativ beeinflusst, haben auch andere Studien ergeben. Wer täglich mehrere Stunden vor dem Fernseher sitzt, wird träge und lustlos.

...gehen Risiken ein und stellen sich Problemen
Prof. Martin Seligman, University of Pennsylvania, fand in Studien heraus, dass glückliche Menschen immer wieder die sogennante Komfortzone des Lebens verlassen: »Wachstum zum Glück findet außerhalb der Komfortzone statt. Wer nie Risiken eingeht und nie scheitert, entwickelt sich nicht und erfährt auch nie seine eigene Stärke.« Das bestätigt auch der Hirnforscher Gerald Hüther: »Wer es schafft, eigene Unsicherheiten oder Ängste zu überwinden und ein Problem selbst zu bewältigen, empfindet dadurch Freude.«

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