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Gleichgewicht
Damit ist nicht gemeint, dass in unseren Beziehungen oder unserem Leben immer alles schön ausgewogen und im Lot ist, sondern dass die Unausgewogenheit bzw. Einseitigkeit nicht zum Dauerzustand werden darf.
Unter seelischem Gleichgewicht verstehe ich eine gewisse innere Ausgeglichenheit, ein In-Sich-Ruhen, wie es nur möglich ist, wenn man Selbstvertrauen hat, mit sich selbst im Einklang lebt und eigene Bedürfnisse ernst nimmt.
Da wir uns laufend ändern und laufend Erfahrungen machen, ist unser inneres Gleichgewicht oft gefährdet, geht verloren und muss wieder neu aufgebaut werden, vor allem nach einschneidenden und belastenden Lebensereignissen.

Diese innere Balance ist viel entscheidender für unser Glück als alle käuflichen und materiellen Glücksgüter. Wer langfristig glücklich ist, hat erkannt, dass der Durst der Seele mit Haben nicht zu befriedigen ist, denn das Wesentliche im Leben kann man nicht kaufen: Liebe, Geborgenheit, Selbstannahme, Gesundheit, Sinn im Leben.

Diese Erkenntnis macht uns auch wachsam, wenn es um die Ausgewogenheit geht zwischen Arbeit und dem, was uns sonst im Leben lieb und wertvoll ist. Wer alles dem Beruf unterordnet, hat entweder Sorge um seinen Arbeitsplatz (heute in vielen Fällen nicht unberechtigt!) oder ist abhängig – entweder von der Droge »Erfolg und Anerkennung« oder der Droge »Macht« oder der Droge »Geld« – und verliert dabei mehr und mehr sein inneres und äußeres Gleichgewicht. Das hat Jesus gewusst, als er sagte: »Was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber dabei sein Leben verliert?« (Matthäus 16,26)

Gemeinschaft
Lebensqualität ist in erster Linie Beziehungsqualität. Damit meine ich nicht nur die Verbindung mit einem Lebenspartner, sondern auch das Netz von Freundschaften und Beziehungen, das wir haben.
Alle Studien über das Glück und seine Voraussetzungen haben ergeben, dass glückliche Menschen sehr viel Wert auf tiefe und befriedigende Beziehungen legen und auch eine Menge dafür tun: Einander akzeptieren, echtes Interesse am Anderen haben, ihm zuhören, sich in ihn einfühlen, offen über alles(!) reden, sich selbst auch mal zurücknehmen, nicht immer recht haben müssen, sich auf die Zuverlässigkeit und Treue des Anderen verlassen können.

Sich abgrenzen zu können, ist auch ein wichtiger Teil gelingender Beziehungen und damit eine Bedingung für dauerhaftes Glücklichsein. Viele Menschen wagen es nicht, gegenüber ihren Kindern, ihrem Partner oder ihren Eltern mehr Raum für sich selbst einzufordern aus Angst, dies könnte ihnen als Lieblosigkeit oder Egoismus ausgelegt werden. Gerade Christen sind hier besonders gefährdet. »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst« bedeutet jedoch nicht: »Liebe ihn dauernd auf deine Kosten« – sonst ist dein Akku bald mit Sicherheit leer.

Das Haus unseres Glücks ist kein Fertighaus, das andere für uns aufstellen, sondern eines, bei dem wir selbst Hand anlegen. Es dauert natürlich eine Weile, bis es steht – und es bleibt immer noch etwas zu tun. Doch diesen »Hausbau« ganz allein schaffen zu wollen, wäre meines Erachtens die pure Selbstüberforderung. Und nicht zuletzt: Jedes Haus, und sei es noch so bescheiden, braucht ein Fundament – davon handelt das vierte und letzte Arbeitsfeld:


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